Setting

Die »Bühne« - ein Möglichkeitsraum

Zentrales Elemente des psychodramatischen Arbeitens ist die »Bühne«. Sie ist zu verstehen als ein Möglichkeitsraum, der aus der Übereinkunft aller Beteiligten entsteht, dass Alles, was in diesem Möglichkeitsraum enthalten ist, eine andere als die sonst übliche Bedeutungszuweisung hat.

Die Bühne ist der Bereich der surplus-reality, des Realitäts-Zugewinns. Moreno bezog sich damit auf den ökonomischen Gedanken des „Mehrwerts”, der durch die Bearbeitung eines Rohstoffes oder Produktes entsteht. In Analogie dazu erklärte er, dass durch das psychodramatische Spiel auf der Bühne ein »Realitäts-Mehrwert« entstehe, eben ein »reality-surplus«. Diesen Begriff stellte er dann um, um die erweiterten Möglichkeiten der Realität des Spiels als »surplus-reality« zu bezeichnen.

Die Bühne ermöglicht es, immer wieder zwischen »Involviertheit« und »Distanziertheit« zu wechseln, zwischen beteiligt und unbeteiligt, subjektiv (und das aus unterschiedlichen Perspektiven) und objektiv. Und das immer auch physisch, indem auf der Bühne Rollen eingenommen werden bzw. die Rolle auf der Bühne abgelegt, die Bühne verlassen und das Geschehen von Außen oder vom Bühnenrand aus betrachtet wird.

Damit die Übereinkunft der Beteiligten, die Bühne als Bühne und damit als Möglichkeitsraum zu betrachten, aufrecht zu erhalten; um die im Spiel neu zugewiesenen Bedeutungen - die Protagonistin spielt z.B. einen Kunden, ein Stuhl dient als Ladentheke, ein Kissen als Ware - während des Spiels beizubehalten, dazu bedarf es einer von allen geteilten »Kontextmarkierung«. Diese ist beim Psychodrama in der Regel durch die regieführende Person gegeben, die die Regulation übernommen hat, wann ein Geschehen Spiel-Geschehen und wann Alltags-Geschehen ist. Stößt sich beispielsweise ein Spieler während des Spiels, so kann der Leiter dies als Teil des Spiels deuten und das Spiel auf dieser Grundlage fortsetzen. D.h. im Spiel wird dann auf das Stoßen und den entstandenen Schmerz gemäß der Spielsituation reagiert, mit trösten, versorgen, ignorieren, Häme etc. Er kann das Spiel aber auch unterbrechen, den Schmerz der Alltagswelt zurechnen und für eine angemessene Versorgung des Spielers sorgen (Trost, Kühlung etc.)

Es sollte auch nicht übersehn werden, dass es sich bei der gemeinsamen Vorstellung einer Bühnen- bzw. Spielrealität immer auch um ein Trance-Phänomen handelt. Davon sind - in unterschiedlichem Maße - sowohl Zuschauer wie Spieler wie Regisseurin betroffen.

Szene

Der Möglichkeitsraum der Bühne wird ausgestaltet durch eine konkrete Szene. Dazu wird zunächst die Spielrealität definiert und mittels eines Szenenaufbaus ausgestaltet. Solch eine Szene kann in der Darstellung ganz real geschehener Ereignisse bestehen (z.B. einem Gespräch zwischen zwei Freunden), aber auch metaphorisch und symbolisch (z.B. ein Gespräch zwischen Protagonistin und Gott oder der Zauberladen). Die Szene kann auch völlig artifiziell sein wie bei einer szenischen Skalenarbeit oder einer Rollenlandschaft.

Die Szene muß benannt sein und die klassischen Fragen wo und wann? wer? was und wozu? sollten im Rahmen der Szenenausgestaltung beantwortet sein. Insgesamt sollte die Szene alle für sie bedeutsamen Elemente enthalten, aber auch nicht mehr. In der Regel werden dies drei bis vier Elemente in Form von Rollen sein:

  • die vom Protagonisten eingenommene Rolle,
  • die Rolle, die das Ziel seines Handelns repräsentiert
  • die Rolle, die die dazwischen geschaltete Steuerung repräsentiert
  • sowie die Rolle, die den Kontext bzw. Beobachter repräsentiert.

Ein Beispiel: Die Szene ist »das letzte Mitarbeitergespräch«, sie beinhaltet die Rollen

  • Mitarbeiter[Protagonist] (beinhaltet den Wunsch nach einer guten Bewertung als Handlungsimpuls)
  • Vorgesetzter[Mitspieler] (antagonistische Rolle, Adresse des Handlungsimpulses)
  • Höflichkeit[Mitspieler] (steuernde Rolle, bestimmt die Ausgestaltung des Handlungsimpulses)
  • Das Unternehmen[Mitspieler] (Kontext-Rolle)

Rollen

Interaktionen

Beobachter

Regie

Darsteller

Zuschauer

psychodrama/grundlagen/setting.txt · Zuletzt geändert: 2013/06/28 16:16 (Externe Bearbeitung)
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